Seemann: “Heute ist mein Blog bei der FAZ ‘gesperrt’ worden. Es gibt viele Fragen überall und einige Spekulationen. Ich verstehe auch nicht alles. Aber um die Gerüchte mal ein bisschen einzugrenzen, hier die Faktenlage: Es gab wohl insgesamt Ärger mit einigen Bildern, die in Blogs verwendet werden, zum Beispiel auch in meinen. Deswegen ging eine Rundmail an einige der Blogger herum, man möge dort doch besser aufpassen und ein paar Tipps, wie man Bilder richtig einsetzt. … Ich habe Fehler gemacht, ohne Frage. Aber ob es richtig oder falsch war, den Blogeintrag wieder zu veröffentlichen, ist eine Frage, welche Absprache denn nun gilt. Um ehrlich zu sein: ein Blog, bei dem ich ohne sachlichen Grund gehindert werde, Beiträge zu veröffentlichen, würde sich nicht wie mein Blog anfühlen. Das tat es aber bisher.”
FAZ/Carta: “Herr Seemann hat mehrfach Fotos in sein Blog CTRL-Verlust gestellt, deren Rechteinhaber ausdrücklich die kommerzielle Nutzung untersagten. … In seinem jüngsten Blogbeitrag hatte Herr Seemann drei Fotos veröffentlicht, die unter Creative-Commons-Lizenz standen und nicht zur kommerziellen Nutzung freigegeben waren. Die Redaktion hat diesen Beitrag daraufhin aus dem Netz genommen und Herrn Seemann in einer Mail darüber informiert. – Entgegen redaktioneller Absprache hat Herr Seemann diesen Beitrag kurze Zeit später durch eine Version ohne Fotos ersetzt und ohne Rücksprache auf der Homepage von FAZ.NET publiziert. Daraufhin hat die Redaktion sein Blog vorübergehend gesperrt.”
Carta: “Seemann intellektualisierte sehr gewinnbringend, aber nicht eben konservativ über das Internet. Er verband seine Sujets mit viel Theorie und einer eigensinnigen bis erratischen Bilderauswahl. Mit anderen Worten: Seemann betrieb unter dem F.A.Z.-Dach ein außergewöhnliches, mutiges Blog; ein publizistisches Kleinod, das auf die F.A.Z. abstrahlte und sich zugleich auch an ihr rieb. … Es gehört wenig dazu zu erahnen, dass die Bilderrechte nur der Anknüpfungspunkt und der anschließende Streit nur eine gesteigerte Eskalationsstufe eines dahinterliegenden, grundsätzlichen Konflikts darstellen: Es geht um Autorensouveränität vs. Redaktionssouveränität – also um Kontrolle. Es geht um die Frage, welche Verfügungsgewalt das per publishing rights ermächtigte Autorensubjekt über seinen Subbereich einer Website hat, vorüber am Ende doch die Marke als Ganzes steht. … Der Fall Ctrl-Verlust zeigt daher vor allem, dass sich journalistische Kulturen verändern müssen, wenn – was publizistisch wie ökonomisch unerlässlich erscheint – neue Formen dezentraler Publizität erfolgreich eingebunden werden sollen. – Die F.A.Z. hat ein sehr beachtliches Blog-Projekt auf die Beine gestellt. Es ist daher zu hoffen, dass beide Seiten aus der Sache lernen und sich wieder berappeln.”
Neunetz: “Auch FAZ-Redakteure missachten CC-Lizenzen. … Creative-Commons-Lizenzen zu verwenden, scheint auch für Medienprofis schwierig zu sein. Blogger Michael Seemann kostete die falsche Verwendung wohl sein FAZ-Blog. FAZ-Redakteure sind in der Verwendung von CC-Lizenzen aber auch nicht sattelfest. Das Urheberrecht hält auch im CC-Gewand noch zu viele, potentiell teure Fallstricke parat. … Medienmacher, Redakteure einer großen Tageszeitung wie professionelle Blogger, können offensichtlich CC-Lizenzen nicht korrekt einsetzen. Ich kenne mich verhältnismäßig gut aus, aber auch mir sind in diesem Bereich im Laufe der Jahre sicher schon Fehler unterlaufen. … Wer sich die Modernisierung des Urheberrechts vornehmen will, muss vor allem auch darüber reden. Wenn es nicht einmal den Profis und Experten gelingt, sich ohne Verletzung von Urheberrechten im Web zu bewegen, wie soll das dann der Rest der Bevölkerung schaffen?”
Gerrit Eicker 08:45 on 26. June 2010 Permalink |
Seemann: “Heute ist mein Blog bei der FAZ ‘gesperrt’ worden. Es gibt viele Fragen überall und einige Spekulationen. Ich verstehe auch nicht alles. Aber um die Gerüchte mal ein bisschen einzugrenzen, hier die Faktenlage: Es gab wohl insgesamt Ärger mit einigen Bildern, die in Blogs verwendet werden, zum Beispiel auch in meinen. Deswegen ging eine Rundmail an einige der Blogger herum, man möge dort doch besser aufpassen und ein paar Tipps, wie man Bilder richtig einsetzt. … Ich habe Fehler gemacht, ohne Frage. Aber ob es richtig oder falsch war, den Blogeintrag wieder zu veröffentlichen, ist eine Frage, welche Absprache denn nun gilt. Um ehrlich zu sein: ein Blog, bei dem ich ohne sachlichen Grund gehindert werde, Beiträge zu veröffentlichen, würde sich nicht wie mein Blog anfühlen. Das tat es aber bisher.”
FAZ/Carta: “Herr Seemann hat mehrfach Fotos in sein Blog CTRL-Verlust gestellt, deren Rechteinhaber ausdrücklich die kommerzielle Nutzung untersagten. … In seinem jüngsten Blogbeitrag hatte Herr Seemann drei Fotos veröffentlicht, die unter Creative-Commons-Lizenz standen und nicht zur kommerziellen Nutzung freigegeben waren. Die Redaktion hat diesen Beitrag daraufhin aus dem Netz genommen und Herrn Seemann in einer Mail darüber informiert. – Entgegen redaktioneller Absprache hat Herr Seemann diesen Beitrag kurze Zeit später durch eine Version ohne Fotos ersetzt und ohne Rücksprache auf der Homepage von FAZ.NET publiziert. Daraufhin hat die Redaktion sein Blog vorübergehend gesperrt.”
Carta: “Seemann intellektualisierte sehr gewinnbringend, aber nicht eben konservativ über das Internet. Er verband seine Sujets mit viel Theorie und einer eigensinnigen bis erratischen Bilderauswahl. Mit anderen Worten: Seemann betrieb unter dem F.A.Z.-Dach ein außergewöhnliches, mutiges Blog; ein publizistisches Kleinod, das auf die F.A.Z. abstrahlte und sich zugleich auch an ihr rieb. … Es gehört wenig dazu zu erahnen, dass die Bilderrechte nur der Anknüpfungspunkt und der anschließende Streit nur eine gesteigerte Eskalationsstufe eines dahinterliegenden, grundsätzlichen Konflikts darstellen: Es geht um Autorensouveränität vs. Redaktionssouveränität – also um Kontrolle. Es geht um die Frage, welche Verfügungsgewalt das per publishing rights ermächtigte Autorensubjekt über seinen Subbereich einer Website hat, vorüber am Ende doch die Marke als Ganzes steht. … Der Fall Ctrl-Verlust zeigt daher vor allem, dass sich journalistische Kulturen verändern müssen, wenn – was publizistisch wie ökonomisch unerlässlich erscheint – neue Formen dezentraler Publizität erfolgreich eingebunden werden sollen. – Die F.A.Z. hat ein sehr beachtliches Blog-Projekt auf die Beine gestellt. Es ist daher zu hoffen, dass beide Seiten aus der Sache lernen und sich wieder berappeln.”
Neunetz: “Auch FAZ-Redakteure missachten CC-Lizenzen. … Creative-Commons-Lizenzen zu verwenden, scheint auch für Medienprofis schwierig zu sein. Blogger Michael Seemann kostete die falsche Verwendung wohl sein FAZ-Blog. FAZ-Redakteure sind in der Verwendung von CC-Lizenzen aber auch nicht sattelfest. Das Urheberrecht hält auch im CC-Gewand noch zu viele, potentiell teure Fallstricke parat. … Medienmacher, Redakteure einer großen Tageszeitung wie professionelle Blogger, können offensichtlich CC-Lizenzen nicht korrekt einsetzen. Ich kenne mich verhältnismäßig gut aus, aber auch mir sind in diesem Bereich im Laufe der Jahre sicher schon Fehler unterlaufen. … Wer sich die Modernisierung des Urheberrechts vornehmen will, muss vor allem auch darüber reden. Wenn es nicht einmal den Profis und Experten gelingt, sich ohne Verletzung von Urheberrechten im Web zu bewegen, wie soll das dann der Rest der Bevölkerung schaffen?”